iTunes Match – Ein erster Bericht
Vor einigen Tagen hat Apple sein de facto Konkurrenzprodukt zu Google Music vorgestellt und nachdem ich mir auch schon Google Music vor ein paar Wochen ansah muss nun auch Apples Version der „Music in der Cloud“ her. Das Konzept ist dabei ein völlig anderes, denn statt die komplette Musiksammlung hochzuladen (soweit möglich), verwendet iTunes Match überall wo es geht, die Songs aus dem iTunes Store und lädt nur die nicht dort gefundenen Musiktitel des Nutzers hoch. Dafür kostet das Abonnement für iTunes Match auch 25€ im Jahr.
Nachdem das jährliche Abo fürs erste bezahlt ist, beginnt iTunes Match sogleich mit der Arbeit. Die gesamte Mediathek wird gescannt und dann mit dem iTunes Store abgeglichen; was dort vorhanden ist, muss nicht hochgeladen werden und kann in der „iTunes Plus“-Qualität (256kBit/s AAC) verwendet werden. Alles was der Store nicht im Repertoire hat wird im Anschluss dann auf die Server von Apple geladen und steht dann zum Abruf bereit – und das im Grunde von überall.
Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass es sich um das, mich komfortable und für andere verstörend geschlossene, Apple Universum handelt: iTunes Match funktioniert außerhalb von iTunes nur über die iDevices, ist dafür auf iPhone, iPod touch und iPad jedoch tief integriert. Sobald ich am iPhone den Haken für iTunes Match in den Einstellung setzte begann der Abgleich auch hier. Dies bedeutet in erster Linie vor allem „Austausch“ der aus iTunes synchronierten Musik mit der „aus der Cloud“. Einen Synchronisationsvorgang der Musik gibt es in Zukunft für das Gerät also nur noch mit den Apple Servern, was den wirklich alleinigen Betrieb das iPhones ermöglicht. Es ist nicht mehr erforderlich einen Computer mit iTunes zu betreiben. Alle Daten, Musiktitel und Backups werden mit den iCloud-Servern abgeglichen. Hier zeigt sich wieder einmal wie einmalig tief die Integration von Funktionen im Apple Universum ist. Die von Steve Jobs so gepriesene „End-to-End User Experience“ wird voll ausgespielt. Der Nutzen den die 25€ p.A. wirklich bieten wird jedoch erst auf den zweiten Blick deutlich.
Was nämlich aussieht wie ein überflüssiges Abgleichen von Musik mit einem Server völlig ohne Sinn, entpuppt sich sowohl als Backup-Lösung für die Mediathek, als auch zu einer bequemen Möglichkeit immer alle Musik unterwegs abrufbar zu haben. Da alle Songs der Mediathek immer auch auf den Servern von Apple liegen, existiert immer ein vollständiges Backup der Sammlung. Geht die Mediathek des Rechners verloren lassen sich alle Songs aus der Cloud wieder nachladen. Will ich außerdem noch unterwegs einen Song / ein Album / eine Wiedergabeliste hören, die ich gar nicht aufs iDevice synchronisiert habe, kann ich ohne Weiteres die Songs herunterladen.
Music on Demand also! Und was die Geschwindigkeit anbelangt kann man hier zumindest bei 3G-Netz nicht klagen. Ist dieses verfügbar klappt das Abspielen etwa eine Sekunde nach dem Antippen des Songs. Es fühlt sich so an, als wäre der Song lokal abgespielt worden. Und tatsächlich ist dies im Grunde der Fall: Der Titel wird komplett heruntergeladen, sofort mit den ersten empfangen Bytes abgespielt und verbleibt auch bis zur forciert manuellen Löschung auf dem Gerät. Es handelt sich also nicht um ein reines Streaming, sondern um einen Download mit gleichzeitigem Abspielen. Ist man mit dem iPhone/iPad nur mit EDGE unterwegs ist iTunes in der Cloud nicht so recht zu gebrauchen. Das Abspielen startet erst einige Minuten nach dem Start der „Wiedergabe“. Das ist unterwegs nur zu gebrauchen, wenn man plant ein Album komplett durchzuhören ohne zu springen o.ä.
Wofür iTunes Match nun auch schon über einschlägige Kreise hinaus bekannt ist, ist wohl das „Legalmachen“ der geklauten Musik. Das ist zwar rechtlich nicht der Fall, denn das Abgleichen in die Cloud führt noch nicht zum Erwerb der Rechte an der Musik. Dennoch erhält man so einen Freibrief zum erneuten Laden der zuvor noch illegal akquirierten Titel – und das für 25€. Theoretisch ist dieser Umstand sogar rechtlich abgedeckt, 70% der 25€ führt Apple nicht nur als Tantiemen, sondern auch zur Deckung von Urheberrechtsverletzungen an die Rechteinhaber/Label ab.
Die Frage bleibt, ob man für sich selbst einen Komfortdienst in iTunes Match sieht oder es für überflüssig hält. Ich jedenfalls hatte ein großartiges Gefühl, als ich mich unterwegs kurz ärgerte, dass ich ein tolles Album nicht auf dem iPhone hatte und wenige Sekunden danach die iPod-App aus der Cloud abzuspielen begann!