Mein Auszug – Teil 1
Bis vor ein paar Tagen hatte ich es immer abgetan und wollte so lange wie möglich darauf verzichten, nun ist schon alles in trockenen Tüchern und es steht fest: Ich werde in wenigen Wochen zu Hause ausziehen und eine eigene Wohnung Apartment beziehen.
Ab März beginne ich das zweite Fachsemester meines Hörtechnik- und Audiologiestudiums an der Jade Hochschule in Oldenburg und während ich im ersten Semester fast täglich etwa 3 Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln verbracht habe, wird es für mich ab sofort wesentlich einfacher zum Institut zu kommen. Es trennen mich nur noch fünf Minuten Busfahrt oder knapp eineinhalb Kilometer mit dem Fahrrad vom FH-Campus, was mir am Tag so einiges an Zeit und Nerven erspart. Der Komfort des Elternhauses mit den überwiegenden Vorteilen hat mich bisher davon abgehalten, aktiv nach einer Wohnung in der Universitätsstadt Ausschau zu halten und so war die einzige Anstrengung die ich dahingehend unternahm, mich auf einen Platz im Studentenwohnheim der Uni Oldenburg zu bewerben. Einmal im Monat die Bewerbung durch eine kurze elektronische Rückmeldung aufrecht erhalten war das einzige was ich dafür tat, jedoch mit dem Hintergedanken, dass – wenn mir eine Wohnung angeboten würde – ich diese definitiv annähme.
Dazu kam es dann kürzlich. Völlig überraschend flatterte ein Brief mit dem Mietvertrag ins Elternhaus, der binnen vier Tagen unterschrieben sein musste. Ein kleines Zeitfenster um sich über alles Gedanken zu machen, auch wenn nach meinem Vorsatz die Entscheidung eigentlich ja schon feststand.
Meinen Wohnort um etwa 50 Kilometer zu verlagern bedeutet nun für mich, dass ich hier in der Umgebung alle Aktivitäten abbrechen muss. Das Singen im Chor, die erst kürzlich gegründete Band, … – Naja das war’s eigentlich schon. Besonders viel hält mich hier nicht mehr, denn nach dem Abitur sind viele Freunde bereits weggezogen, nur einige kehren alle paar Wochen zurück und somit sitz ich ohnehin die meiste Zeit alleine rum. Auch wenn der Chor und die neue Band zwei für mich sehr wichtige Projekte waren: Für die eigenen vier Wände bin ich gerne bereit einige Opfer zu bringen.
Wie gesagt, bis vor kurzem hätte ich nicht gedacht, dass ich das mal so schreiben würde. Aber wenn erstmal die Rahmenbedingungen geschaffen sind, kann man es kaum noch erwarten, endlich den Kram in Kartons zu packen und in das eigene Reich einzuziehen. Natürlich bedeutet es auch einiges an Organisation und ich merke erst jetzt, was doch wirklich zu einem Haushalt alles dazugehört und werde wohlmöglich auch nach ein paar Wochen im Apartment noch immer merken, dass mir das ein oder andere fehlt.
Was mir auch (und wahrscheinlich am meisten) fehlen wird ist natürlich meine Familie. 50 Kilometer sind zwar in Relation sicherlich ein Katzensprung, aber trotzdem lebt man eben nicht mehr unter einem Dach und sieht sich nur noch alle paar Tage. Aber das ist eine Situation, die ohnehin früher oder später eintrifft.
Ich bin gespannt auf diesen neuen Lebensabschnitt.