Rassismus zur Prime-Time – Meine formelle Programmbeschwerde gegen den NDR / die ARD
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit reiche ich eine formelle Programmbeschwerde gegen die Ausstrahlung der Sendung „75 Jahre ARD – Die große Jubiläumsshow“, gesendet am Samstag, den 5. April 2025 um 20:15 Uhr im Ersten, ein. Nach etwa 1 Stunde und 35 Minuten wurde im Rahmen eines »Sketches« von Dieter Hallervorden die Verwendung von zwei diskriminierenden Begriffen gegenüber Minderheiten ausgestrahlt:
Wenn ich das gewusst hätte, dass man das nicht mehr sagt hier, Z-schnitzel und so. Und N-kuss und so.1
Ich zitiere die Aussage an dieser Stelle nur, um den Grund für diese Beschwerde unmissverständlich darzulegen, denn die Verwendung dieser Begriffe ist nicht nur im alltäglichen Sprachgebrauch unangebracht. Sie steht auch im eklatanten Widerspruch zu den, in § 51 Abs. 1 des Medienstaatsvertrags, festgelegten Programmgrundsätzen, welche insbesondere die Achtung der Menschenwürde und den Schutz vor Diskriminierung fordern. Öffentlich-rechtliche Programme haben die Aufgabe, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und Minderheiten nicht herabzuwürdigen.
Gerade bei einer Jubiläumssendung der ARD, die die Vielfalt und Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hervorheben soll, wirkt derartige Sprache besonders befremdlich und unangemessen. Dass diskriminierende Ausdrücke in einer, zur Hauptsendezeit ausgestrahlten, Unterhaltungssendung unkommentiert reproduziert werden, ist nicht mit dem Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vereinbar und ist darüber hinaus auch ethisch moralisch verwerflich.
Ich bitte Sie daher um eine sorgfältige Prüfung des genannten Vorfalls und um eine Stellungnahme zu den redaktionellen Entscheidungen, die zu dieser Ausstrahlung geführt haben. Da es sich zudem nicht um eine Live-Sendung handelte, sondern die Ausstrahlung einer Aufzeichnung, bitte ich Sie zudem zu erläutern, warum die problematischen Aussagen nicht während der Post-Produktion oder spätestens der redaktionellen Endabnahme beanstandet und aus der Sendung entfernt wurden. Darüber hinaus erwarte ich, dass der NDR und die ARD geeignete Maßnahmen treffen, um zukünftige Verstöße gegen den Medienstaatsvertrag in dieser Form zu verhindern und die Mitarbeitenden in den Redaktionen hinsichtlich der Vermeidung von Diskriminierung zu sensibilisieren.
Mit freundlichen Grüßen.
Den obenstehenden Text habe ich vor einigen Minuten so auch als offizielle Programmbeschwerde an den Rundfunkrat des NDR (als verantwortliche Anstalt der Produktion der Sendung) gesendet. Der Text kann frei kopiert werden.
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Hallervorden hat natürlich nicht »Z-schnitzel« und »N-kuss« gesagt, sondern die diskriminierenden Begriffe in ihrer Vollständigkeit ausgesprochen – darum lest ihr das hier ja gerade. ↩︎