40 Kilo altes Ich. Ein neuer Mensch in einem Jahr
Als wäre es so geplant. Das denke ich mir dieser Tage beim Gang auf die Waage. Es ist jetzt genau ein Jahr her, dass ich den Entschluss fasste, mein Leben zu ändern, mich gesünder zu ernähren und endlich abzunehmen. Das abzunehmen, was ich über Jahre hinweg mit mir herumgetragen habe und was mich immer belastet hat. Hier schrieb ich bereits (damals auf englisch) über meinen Weg über die ersten 100 Tage, doch ich möchte auch hier und heute von Anfang an rekapitulieren, wie es mir ergangen ist.
Vor einem Jahr erreichte ich einen BMI von über 42. Ab einem BMI von 40 spricht man bereits von morbider, also krankhafter, Adipositas des Grades III. Und dementsprechend fühlte ich mich auch. Mir ging es nicht gut; jeder Schritt den ich tat war unangenehm, ich war nach nur wenigen Treppenstufen bereits aus der Puste und – was mir erst jetzt bewusst wird, wenn ich alte Bilder betrachte – sah einfach furchtbar aus.
Erste Schritte
Ich wusste, dass ich etwas ändern musste, und zwar radikal. Wohl war ich mein ganzes Leben lang schon übergewichtig. Doch dieser Umstand bedeutet eben keine Immunität gegen die Folgen solch krankhafter Verfettung. Und die merklichen Folgen des hohen Gewichts machten mir regelrecht Angst. Ein Ziel hatte ich aber sofort vor Augen. Keine halben Sachen sollten es diesmal sein. Diäten hatte ich auf eigene Faust schon früher versucht, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Ich wollte professionelle Hilfe und suchte deshalb in der Umgebung nach geeigneten Formen der Ernährungsberatung und -therapie. Fündig wurde ich beim Treffpunkt Ernährung in Oldenburg, die ich an dieser Stelle nur wärmstens empfehlen möchte.
Meine Ernährungstherapie umfasste dann fünf Termine, an denen weniger strikt als sehr empfehlend mein bisherige Ernährung unter die Lupe genommen und umgestellt werden sollte. Ich selbst habe die „Empfehlungen“ deutlich ernster und absolutistischer genommen als sie sicherlich gemeint waren. Doch dies war genau der Weg für mich. Ich zwang mich zur Umsetzung und Einhaltung der Tipps und änderte so im Laufe des nächsten halben Jahres meine Ernährung grundlegend. Nur weniges, was früher häufig auf meinem Teller lag, ist mir geblieben. Und darüber bin ich sehr froh, denn so geht es mir bestens!
Mehr Bewegung
Nach zwei Monaten hatte ich so bereits 15 Kilo verloren und beschloss es auch mit etwas Sport zu versuchen. Seitdem bin ich Mitglied beim Oldenburger Turnerbund (OTB) und treibe dort regelmäßig Sport im Gesundheitsstudio. Je mehr Gewicht ich verlor, desto mehr Spaß machte auch die vermehrte Bewegung und so fand das regelmäßige Training bald festen Einzug in meinen Wochenablauf. So verbrachte ich die ersten 100 Tage (und 20 Kilo Gewichtsverlust) mit der Einstellung einer neuen Balance. Ich war aktiver, fitter, besser gelaunt und ehrgeiziger denn je, noch mehr Gewicht zu verlieren.
Seit dem 100. Tag meines „neuen Lebens“ sind weitere 265 vergangen und in dieser Zeit hat sich erneut viel getan. Die Geschwindigkeit, mit der die Pfunde purzeln sollten, nahm etwas ab. Mein Körper stellte sich auf die neue Ernährung ein und so wurde es immer wichtiger, motiviert zu bleiben und weiterhin Erfolge zu erzielen. Dabei gab es auch schwache Momente. Wenn eine Woche lang jeden Tag das Gewicht wieder ansteigt, sind Zweifel unvermeidbar. Wenn man so lange so ehrgeizig an einer Reduktion arbeitet, ist eine Zunahme wie ein Schlag ins Gesicht, der nicht immer leicht wegzustecken ist.
Doch ich würde dies nicht schreiben, wenn ich diese Phasen nicht überwunden hätte. Denn der Rückblick auf die Gesamtveränderung, die ich in der letzten Zeit erfahren habe, weckt immer wieder Ambitionen, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Diese regelmäßige Rekapitulation des Erreichten ist unheimlich wichtig. Und hier reicht an vielen Tagen schon ein Blick in den Spiegel, denn mittlerweile sind auch für mich die Unterschiede mehr als sichtbar. Und wenn nicht dort, dann wenigstens auf der Waage, denn mit dem heutigen Tag habe ich es geschafft genau 40 Kilo Gewicht zu verlieren.
Leben mit neuem Ich (und Du)
Ganz am Ende angelangt bin ich damit noch nicht. 5–10 Kilo möchte ich noch verlieren, um gänzlich zufrieden zu sein. Doch ich bin sicher, dass mir auch das mit meinem „neuen Ich“ gelingt. Jede Menge Unterstützung erhalte ich außerdem von meiner Freundin, die sich von meiner gesunden Ernährung hat anstecken lassen und nun fleißig mitmacht und mich antreibt. Zu zweit macht es nämlich nochmal ein Stückchen mehr Spaß, sich vollwertig und vor allem gesund zu ernähren!
Gesundheit, das ist das Stichwort. Durch die Minderung meines Körpergewichts um 40 Kilo habe ich heute einen BMI von 29. Damit liege ich zwar immer noch im Bereich des Übergewichts, doch die Adipositas habe ich endlich hinter mir gelassen. Und ich fühle mich auch so. Gesund. Und als hätte ich etwas hinter mir gelassen, das aus heutiger Sicht nie zu mir gehörte. Früher habe ich mir häufig erfolgreich eingeredet, ich wäre auch dick glücklich. Heute weiß ich, dass so etwas Unsinn ist. Es ist eine Ausrede, um weiter in alten Gewohnheiten zu verweilen, ohne sich einzugestehen, dass sie unangebracht, ungesund und krankhaft sind. Sobald der beschleunigte körperliche Verfall jeden Tag und auf jedem Schritt und Tritt spürbar ist, kann von Glücklichsein keine Rede mehr sein. Das weiß ich jetzt. Ich weiß, was es heißt, mit sich selbst im Reinen zu sein und dass es für mich absolut falsch war, das Übergewicht als einen Teil meiner Persönlichkeit anzuerkennen. Es war nie Teil meiner Persönlichkeit, sondern nur Teil eines falschen Lebensstils. Beides lässt sich ablegen. Alles was es dazu braucht, ist Kraft und ein wenig Zeit.